Es gibt viele gute Gründe für einen freien Sonntag
Unter dem Motto „Sonntag ein Geschenk des Himmels“ feierte
die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) Penzberg am 3. März, dem dritten
Fastensonntag, mit der ganzen Pfarrei Christkönig einen Gottesdienst. „Mit dem
Gottesdienst“, so die Penzberger KAB-Vorsitzende Cornelia Kriegbaum, „wollen
wir ein deutliches Signal für den arbeitsfreien Sonntag in die Gesellschaft,
die Politik und die Unternehmen aussenden.“
Der freie Sonntag lädt einfach zum Ausruhen ein. Fotoquelle: Michael Schmatz |
„Der Sonntagsschutz wird immer mehr ausgehöhlt“, so der
Penzberger KAB-Vorsitzende Michael Schmatz. Für einige Wirtschaftsvertreter
bedeutet der freie Sonntag Maschinenstillstand und dadurch entgangene Gewinne. Eine
solche Haltung versteht den Menschen nur als Produktionsfaktor. Nach dem
Scheitern der EU-Arbeitszeitrichtlinie bleibt der freie Sonntag weiterhin unter
Druck. „Arbeitgeber und Wirtschaft wollen eine „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“
und sind an menschenwürdigen Arbeitszeiten immer weniger interessiert“, so
Michael Schmatz.
Ein Mensch hatte einmal einen Traum: Der Sonntag wurde
offiziell abgeschafft. Die „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft hatte sich
durchgesetzt. Es gab sieben Werktage in der Woche und es herrschte unter den
Menschen die totale Flexibilität. In den Geschäften, Betrieben und Behörden
wurden jeden Tag rund um die Uhr gearbeitet. Natürlich: Jede Frau, jeder Mann
konnte selbstständig einen oder zwei Tage in der Woche frei nehmen. Manche
meinten begeistert, nun wäre das Paradies auf Erden angebrochen. Doch mit der
Zeit spürten die Menschen, dass etwas ganz schief gelaufen sein musste. Diese
vermeintliche Freiheit hatte nach und nach verheerende Auswirkungen: Familien
lösten sich auf, für zwischenmenschliche Beziehungen war keine Zeit mehr
vorhanden; Karriere und Geschäft, Profit und Konsum wurden zu den zentralen
Lebensmaßstäben; das Miteinander der Menschen in Wohnviertel, Gemeinde und
Verein brach zusammen. Die Menschen fühlten sich isoliert. Ein Alptraum!... Der
Mensch wachte schweißgebadet auf.
Die Besucher des Gottesdienstes in der Steigenberger Kirche
konnten darüber abstimmen, warum der Sonntag für sie persönlich frei bleiben
soll. Für viele ist der Sonntag einfach zum Feiern da. Er ist ein großes
Geschenk der jüdisch-christlichen Überlieferung an die Menschheit. Für andere
ist der Sonntag ein Symbol der Freiheit. Er ist der Tag, an dem wir nach
biblischer Verheißung vom Diktat der Arbeit frei sein und gemeinsam aufatmen
sollen. Der Sonntag ist aber auch ein Familientag. Nur mehr am Sonntag hat die
Familie Gelegenheit, einen ganzen Tag gemeinsam zu verbringen.
Der 3. März wurde von der Allianz als Aktionstag gewählt,
weil der damalige römische Kaiser Konstantin an jenem Tag vor nunmehr 1692
Jahren für das Römische Weltreich den Sonntag per Edikt als für alle
Bürgerinnen und Bürger arbeitsfreien Tag verkünden ließ. Die
Sonntagsschutzbewegung begeht jedes Jahr am 3. März den „Internationalen Tag
des freien Sonntags“ und erinnert mit ihren Aktionen daran, dass der Sonntag
ein Geschenk des Himmels ist. Mittlerweile verliert die in Artikel 140 des
deutschen Grundgesetzes noch verankerte Sonntagsruhe jedoch immer mehr ihre
Verbindlichkeit: Während vor 20 Jahren in Deutschland noch 7,5 Millionen
Erwerbstätige gelegentlich, regelmäßig oder ständig von Sonntagsarbeit
betroffen waren, ist diese Zahl mittlerweile auf 11 Millionen gestiegen. Die
2006 bundesweit gestartete Sonntagsallianz wird von der KAB, der Katholischen
Betriebsseelsorge, dem KDA, dem Bundesverband Evangelischer
Arbeitnehmerorganisationen (BVEA) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft
(ver.di) getragen sowie von zahlreichen weiteren Organisationen unterstützt.
Die Aktionsbewegung ist mittlerweile in acht Bundesländern und 80 Regionen
verankert.
Fotoquelle: Michael Schmatz
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