Montag, 4. März 2013


Es gibt viele gute Gründe für einen freien Sonntag


Der freie Sonntag lädt einfach zum Ausruhen ein. Fotoquelle: Michael SchmatzUnter dem Motto „Sonntag ein Geschenk des Himmels“ feierte die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) Penzberg am 3. März, dem dritten Fastensonntag, mit der ganzen Pfarrei Christkönig einen Gottesdienst. „Mit dem Gottesdienst“, so die Penzberger KAB-Vorsitzende Cornelia Kriegbaum, „wollen wir ein deutliches Signal für den arbeitsfreien Sonntag in die Gesellschaft, die Politik und die Unternehmen aussenden.“
 
Der freie Sonntag lädt einfach zum Ausruhen ein. Fotoquelle: Michael Schmatz
Der freie Sonntag lädt einfach zum Ausruhen ein.
Fotoquelle: Michael Schmatz
„Der Sonntagsschutz wird immer mehr ausgehöhlt“, so der Penzberger KAB-Vorsitzende Michael Schmatz. Für einige Wirtschaftsvertreter bedeutet der freie Sonntag Maschinenstillstand und dadurch entgangene Gewinne. Eine solche Haltung versteht den Menschen nur als Produktionsfaktor. Nach dem Scheitern der EU-Arbeitszeitrichtlinie bleibt der freie Sonntag weiterhin unter Druck. „Arbeitgeber und Wirtschaft wollen eine „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“ und sind an menschenwürdigen Arbeitszeiten immer weniger interessiert“, so Michael Schmatz.
Fotoquelle: Michael Schmatz 
Ein Mensch hatte einmal einen Traum: Der Sonntag wurde offiziell abgeschafft. Die „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft hatte sich durchgesetzt. Es gab sieben Werktage in der Woche und es herrschte unter den Menschen die totale Flexibilität. In den Geschäften, Betrieben und Behörden wurden jeden Tag rund um die Uhr gearbeitet. Natürlich: Jede Frau, jeder Mann konnte selbstständig einen oder zwei Tage in der Woche frei nehmen. Manche meinten begeistert, nun wäre das Paradies auf Erden angebrochen. Doch mit der Zeit spürten die Menschen, dass etwas ganz schief gelaufen sein musste. Diese vermeintliche Freiheit hatte nach und nach verheerende Auswirkungen: Familien lösten sich auf, für zwischenmenschliche Beziehungen war keine Zeit mehr vorhanden; Karriere und Geschäft, Profit und Konsum wurden zu den zentralen Lebensmaßstäben; das Miteinander der Menschen in Wohnviertel, Gemeinde und Verein brach zusammen. Die Menschen fühlten sich isoliert. Ein Alptraum!... Der Mensch wachte schweißgebadet auf.
 
Die Besucher des Gottesdienstes in der Steigenberger Kirche konnten darüber abstimmen, warum der Sonntag für sie persönlich frei bleiben soll. Für viele ist der Sonntag einfach zum Feiern da. Er ist ein großes Geschenk der jüdisch-christlichen Überlieferung an die Menschheit. Für andere ist der Sonntag ein Symbol der Freiheit. Er ist der Tag, an dem wir nach biblischer Verheißung vom Diktat der Arbeit frei sein und gemeinsam aufatmen sollen. Der Sonntag ist aber auch ein Familientag. Nur mehr am Sonntag hat die Familie Gelegenheit, einen ganzen Tag gemeinsam zu verbringen.
 
Der 3. März wurde von der Allianz als Aktionstag gewählt, weil der damalige römische Kaiser Konstantin an jenem Tag vor nunmehr 1692 Jahren für das Römische Weltreich den Sonntag per Edikt als für alle Bürgerinnen und Bürger arbeitsfreien Tag verkünden ließ. Die Sonntagsschutzbewegung begeht jedes Jahr am 3. März den „Internationalen Tag des freien Sonntags“ und erinnert mit ihren Aktionen daran, dass der Sonntag ein Geschenk des Himmels ist. Mittlerweile verliert die in Artikel 140 des deutschen Grundgesetzes noch verankerte Sonntagsruhe jedoch immer mehr ihre Verbindlichkeit: Während vor 20 Jahren in Deutschland noch 7,5 Millionen Erwerbstätige gelegentlich, regelmäßig oder ständig von Sonntagsarbeit betroffen waren, ist diese Zahl mittlerweile auf 11 Millionen gestiegen. Die 2006 bundesweit gestartete Sonntagsallianz wird von der KAB, der Katholischen Betriebsseelsorge, dem KDA, dem Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen (BVEA) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) getragen sowie von zahlreichen weiteren Organisationen unterstützt. Die Aktionsbewegung ist mittlerweile in acht Bundesländern und 80 Regionen verankert.
Fotoquelle: Michael Schmatz

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