Montag, 21. März 2016



„ Ein Schutz ist nötiger denn je“


3. März, Internationaler Tag des freien Sonntags – „Allianz für freien Sonntag“ traf sich


Plattling. (hk) In Anlehnung an das Datum 3. März 321 – an diesem Tag soll Konstantin der Große, Kaiser des Römischen Reiches, den Sonntag zum Ruhetag erklärt haben – wurde 2006 die „Allianz für den freien Sonntag gegründet“. Die Allianz, ein interreligiöser und parteiübergreifender loser Zusammenschluss von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, entstand im Zusammenhang mit der damaligen Föderalismusreform, die den Bundesländern den Anstoß gab, um die längsten Ladenöffnungszeiten und die meisten verkaufsoffenen Sonntage zu konkurrieren. Diese, sich
nicht nur gegen die Arbeitnehmerschaft abzeichnende Entwicklung, rief wegen der allgemein gesellschaftszerstörenden Wirkung auch die Kirchen auf den Plan.



 Die katholische und später auch die evangelische Kirche, die sich mittels einer Vielzahl von Feiertagen
schon über die Jahrhunderte hinweg auf diese Weise für die Entlastung der schwer arbeitenden Bevölkerung eingesetzt hatten (jeder Arbeitgeber musste das absolute Arbeitsverbot an kirchlichen Feiertagen akzeptieren), wurden somit neben ihrem Eigeninteresse auch zu Vorläufern der Gewerkschaften. Es scheint sich alles zu wiederholen. Die kirchlichen Feiertage sind auf ein Minimum begrenzt worden, die Arbeitswelt hat sich total verändert, Gewerkschaften müssen jetzt die
Arbeitnehmer schützen. Dass dieser Schutz nötiger denn je ist, manifestierte sich nicht zuletzt
auch im Entstehen der Sonntagsallianzen gegen eine sich immer aggressiver verhaltene Wirtschaft,
die diesen grundgesetzlich geschützten Tag am liebsten zu einem normalen Arbeitstag machen möchte. Die Bayerische Sonntagsallianz zeigte sich entsetzt über die rechtswidrige Zunahme der Sonntagsarbeit auch im Freistaat, wie auf der Veranstaltung in den „Fischerstubn“
partei- und konfessionsübergreifend zur Sprache kam.

Selbst die Sportverbände fühlen sich mittlerweile von der zunehmenden Sonntagsarbeit in die Bredouille gedrängt, weil, wie es der Bezirksvorsitzende des Bayerischen BLSV, MdL a.D. Udo Egleder, begründete, die Wochenendarbeit der Eltern die sportlichen Aktivitäten ihrer Kinder sehr behindert. Dieser Meinung schloss sich auch Edeltraud Brandstetter, Vorsitzende der Kreisjugendleitung Landshut der Bayerischen Sportjugend, BSJ, an. Mit am Tisch saßen der Deggendorfer Stadtpfarrer Dekan Wolfgang Riedl, Diakon Dieter Stuka aus Niederalteich, Betriebsseelsorger und Bildungsreferent Andreas Lammel vom Bistum Regensburg für die katholische Kirche. Die evangelische Kirche wurde von der Sozialsekretärin Ute Meier vertreten, die für die Organisation KDA, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern da war.


Der oberste Sportchef Niederbayerns erinnerte die Teilnehmer weiter an den so genannten Sonntagskontrakt, den 66 bayerische Landtagsabgeordnete, darunter auch Bernd Sibler, mit dem Ziel unterschrieben hatten, den gesetzlichen Ladenschluss um 20 Uhr beizubehalten und sich konsequent für die Eindämmung verkaufsoffener Sonntage einzusetzen. „Trotzdem“, so Egleder, der für 1600 Sportvereine in Niederbayern zuständig ist, „wird es mit der Wochenendarbeit immer schlimmer. Wenn das so weitergeht“, prophezeite Egleder, „dann müssen wir bei Trainern und Übungsleitern, aber auch bei der Elternschaft mit Einschnitten bei der Sportarbeit rechnen und uns die Frage stellen: Wer macht dann in Zukunft die ganzen Arbeiten, wenn überall der Arbeitsdruck steigt? Im Gegensatz zur Wirtschaft“, betonte Egleder, „achten wir als BLSV immer darauf, dass sich unsere Veranstaltungen nicht mit denen der Kirche überschneiden, weil das kirchliche Leben nicht zu kurz kommen darf.“
Egleder rief dazu auf, sich bei allen sportlichen Aktivitäten mit der Kirche abzustimmen. Dem stimmte auch Edeltraud Brandstetter zu, die nachweisen konnte, dass sich wegen der zunehmenden Samstagsarbeit viele Veranstaltungen auf den Sonntag verlagert hätten.
Betriebsseelsorger Lammel sagte zur angeblich unverzichtbaren Sonntagsarbeit, dass die meisten
dieser Arbeiten auch an anderen Tagen geleistet werden könnten und bekam dabei Unterstützung aus der Runde.
Allgemein festgestellt wurde letztlich, dass sich die Umsätze nicht erhöhten, sondern nur verlagerten
und dass viele Firmen verkaufsoffene Sonntage nur zu einem Verdrängungswettbewerb gegen
Konkurrenten benutzen. Zugegeben wurde aber auch, dass vielen Menschen verkaufsoffene Sonntage gefallen und dass das Personal dadurch teilweise auch etwas mehr verdient.

 PLATTLINGER ANZEIGER 05.03.2016



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